»Ich weiß jetzt endlich wo ich sein mag. Und das hat keine Nation.
Keinen Gott und keinen Bausparvertrag. Keine Resignation.«
– aus »Donnerwetterblitz«
Endless Wellness – das ist nicht nur die Band mit klingenden Namen, auf die wir alle gewartet haben, ohne dass wir vorher wirklich wussten, dass wir sie dringend brauchen; die plötzlich diesen erlösenden, obskuren In-Your-Face-Song über toxisches Coming-Of-Age, fehlende Schutzpanzer und vergoldete Geschlechtsteile veröffentlicht hat; die sich mit einem »Nackabatzi«-Chor vorgestellt, einen musikalischen Dialektwort-Crashkurs sowie zugleich einen quasi viralen, jetzt schon Kult-Hit geliefert hat (»Hand im Gesicht«).
Endless Wellness – das beschreibt auch einen nur allzu wünschenswerten Zustand, den wohl fast alle Lebewesen dieser Erde anstreben. Wenn mensch nicht gerade eine Millionen ohne Gewissensbisse besitzt und (unmöglicherweise) in vollster Zufriedenheit auf der letzten Stufe der maslow’schen Pyramide wohnt, tendieren die Chancen für diesen individualistischen Wunschzustand in unserer spätkapitalistischen Welt gen null, für viele ist allein das Grundbedürfnis »Wohlbefinden« kaum erreichbar – wie’s um Mutter Erde in dieser Endzeitstimmung bestellt ist, ist ja bekannt. Letztendlich helfen da aber einem einzelnen Individuum auch keine Millionen Gelder mehr und auf der höchsten Stufe der Bedürfnispyramide wird’s heiß, zu heiß.
Endless Wellness – zusammen sind das in erster Linie aber die vier Jugendfriends Philipp (Gesang, Rhythmusgitarre), Adele (Lead-Gitarre, Geige), Hjörtur (Keys, Synth, Gesang) und Milena (Bass, Gesang) – die 2021 in Wien die tollkühne Unternehmung starteten, eine Band zu gründen, auf Bühnen zu stehen, Musik zu schreiben und damit seither zahlreiche Herzen ‘gewinnen’. Dort und auf dem Weg dorthin gibt’s also für alle Begegnenden und Wegbegleitenden auf jeden Fall Wohligkeit – Endless Wellness tut gut (das weiß zumindest jede Person, die schon mal eines ihrer Konzerte besucht hat); Endless Wellness tut aber auch ein bisschen weh (jedoch auf die wichtige Art, sodass es danach wieder gut sein kann). Und dazwischen, da liegen ihre Lieder; Lieder, die das Gefühl kollektiver Erschöpfung und stille Depression umleiten sollen in ein gemeinsames, lautes Aufbegehren – gegen ein dysfunktionales System, das durchwachsen ist von gescheiterter Klimapolitik und einem erneut erstarkenden Faschismus; es sind alternative Liebeslieder für eine Achtsamkeit, für eine Zuversicht, für: Endless Wellness, eben. »Was für ein Glück« – rufen wir (den ersten Longplayer der neuen Band der Herzen).
»Mit ihrem Bandnamen geben Endless Wellness ein Versprechen, von dem wir drauf hoffen, dran glauben, es schon ein bisschen wissen, dass sie es einlösen werden. Als „offene Freundschaft“ bezeichnet Hjörtur im FM4-Interview das Angebot an die Menschen da draußen, als „eine Einladung, mitzumachen“.« – Lisa Schneider, radio FM4
Endless Wellness schaffen es, unsere Zeit und ihre Geister einzufangen und in melancholische, aber tröstende Wärme umzuwandeln. Das darf mit Humor passieren, mit Harmonie(n) und auf jeden Fall mit Verzerrung. Musikalische Vergleiche würde mensch in jedem Fall zu vorschnell ziehen, überraschen Endless Wellness doch mit fast jeder Live-Darbietung und jedem Lied aufs Neue. Dies soll somit gerne als Einladung verstanden werden, mit Endless Wellness eine neue Genre-Bezeichnung zu kreieren, die der Band und ihrem Sound gerecht wird. Musikalische Vorbilder und bereits betretene Pfade gilt es natürlich auch keineswegs abzuerkennen (Neutral Milk Hotel! Ezra Furman! Wir sind Helden! Tocotronic! Element of Crime! Isolation Berlin!). Dennoch gelingt es Endless Wellness mit ihren sarkastischen, tragisch-komischen Texten und der inklusiven, trotzigen Hau-Drauf-Attitüde, oft Gesagtes »neu« klingen zu lassen und »Neues« bekennend und deshalb annehmbar in die Welt zu tragen (dies wurde bereits treffend als »sanfte, aber nicht weniger ernst gemeinte Kampfansage« bezeichnet). Nicht nur deshalb kann Endless Wellness getrost als eine der erfrischendsten deutschsprachigen Indie-Bands seit Langem bezeichnet werden.
»Sarkastische Anspielungen á la „Ich möchte kein Eisbär sein, ich möchte eine Zukunft“ solidarisieren sich mit einer vorangegangenen Generation kritischer Songwriter und adaptieren dieses Lebensgefühl unter Hinzunahme nur eines einzigen Buchstabens in das absolute Hier und Jetzt. ’Was für ein Glück’, dass das Debütalbum von Endless Wellness die österreichische Musiklandschaft um einen Klassiker bereichern wird.« – mica
Das Debütalbum »Was für ein Glück« (VÖ: 26.01.2024) ist wie eine vielschichtige Collage für die Ohren, bei jedem wiederholten Anblick und Anhören kann wieder etwas zuvor Unbemerktes entdeckt werden: von Akustik zu Fuzz, Folk zu Grunge, Wiener-Chanson zu Punk, zwischen isolierter Intimität und beschwörender Mehrstimmigkeit finden auch Vogelgezwitscher und Wellenrauschen ihren Platz. Live eingespielte Demo-Aufnahmen bildeten die Grundlage für die Gestaltung der 11 Tracks, die Produzenten Jakob Herber (Aze, Bilderbuch, Culk, doppelfinger) zur Umsetzung übergeben wurden und somit in gebührlicher Obhut heranreifen durften; der Charakter des gemeinsamen Moments und der hörbare Raum waren auch in weiterer Folge der Aufnahmen fundamental. Durchzogen wurde der demokratische Produktionsprozess vor allem auch vom musikalischen Miteinander der Band, das auf der deutlich spürbaren, engen, 13-jährigen Freund:innenschaften der vier Kreativen basiert. Dieses Fundament ermöglicht es, eine Verletzlichkeit im Kreativprozess zuzulassen, wie es nur mit der Sicherheit tiefer, zwischenmenschlicher Verbindungen möglich ist. »So oder so ähnlich kennen wir das von Bands wie Big Thief; Da gehen vier Menschen ins Studio, die sich darauf verlassen, dass die Summe immer mehr ist als alle kleinen Egoteilchen.« – Lisa Schneider, radio FM4
Diese Sicherheit, dieses Miteinander, ist weit über den Band-Kontext hinaus spürbar – so singt das Live-Publikum z.B. bei Liedern mit, die noch nicht mal veröffentlicht wurden (»Danke für Alles« – Hymnen-Potential!). Das schunkelnde, nochmal besonders hervorgehobene, weil Album-titelgebende »Landwehrkanal« ist auch so ein Publikumsliebling, bei dem sich Konzertbesucher-:innen wie von selbst, ganz natürlich, in die Wellen des Spree-Wassers verwandeln und das besungene »Schlauchboot« sanft weitertreiben lassen. Die Mitsing- und -Wipp-Qualität von Liedern ist natürlich auch unweigerlich mit der musikalischen bzw. lyrischen verbunden. Nicht viele vermögen es, mit Worten so prägnante Bilder zu zeichnen wie Lead-Texter und -Sänger Philipp Auer: Wenig fordert die Mittel und Grenzen der Sprache mitunter so heraus, wie die Beschreibung körperlicher Intimität und Vertrautheit. Der ekstatische, wohl expliziteste Endless-Wellness-Song »Vom Hals bis zum Steiß« nähert sich dieser Aufgabe durch destilliertes Nah-Sein: Zunge, Nabel, Wirbel sind die bildfüllenden Protagonist:innen und werden mit feierlicher Mehrstimmigkeit und tragenden Orgelflächen auf ein immenses Soundbett gelegt. Doch vor allem auch Gefühlswelten am entgegengesetzten Ende des Spektrums bestimmen die Lieder: die deutschsprachigen Texte sind eine laute Konfrontation mit Depression (»Schöne Dinge«, »Hab nicht so«, »Hand im Gesicht«) und schlagen zuletzt immer die Brücke zur Gesellschaft, vom Mikro- zum Makrokosmos. Im herausfordernden »Newborn, Baby« werden die Themenwelten von »Was für ein Glück« nochmal in einem Track vereint: Ausgehend von Blitzlichterinnerungen aus einer Kindheit wird in jeder Strophe auf unterschiedliche Weise von verdrängter Vergangenheit erzählt – beim Individuum, innerhalb einer Familie, in der Gesellschaft:
»Aber jetzt erinner ich mich an nix mehr. Ich hab alle Türen zu.
Wenn du mich lieben willst, dann liebst du ein newborn baby«
Der treibende Synth im Song könnte sinnbildlich für ein drängendes Anklopfen stehen, bevor die geschlossenen Türen mit der Aufforderung zur Konfrontation eingetreten werden. Und wo mögen wir dann sein, wenn wir bloß und tatsächlich sind? Vielleicht mögen wir in einer sich wiegenden Menge sein, uns im kollektiven, kindlich-euphorischen »Lalalala«-Chor (»200 Grad«) einander zumuten und zumindest ein zu kurzes Lied lang im state of Endless Wellness verweilen. Bis gleich!
Endless Wellness veröffentlichen ihr Debütalbum »Was für ein Glück« am 26.01.2024. Es erscheint auf 180g recycleter Vinyl, CD und digital.
Endless Wellness live: Von A bis gleich – Album-Tour:
27.01. » Wien » FM4 Geburtstagsfest (AT)
03.02. » Linz » Stadtwerkstadt » Wurst vom Hund Ball (AT)
09.03. » Salzburg » ARGE Kultur (AT)
21.03. » Graz » Orpheum Extra (AT)
09.04. » Wien » Porgy & Bess (AT)
24.04. » Nürnberg » Musikzentrale (DE)
26.04. » Köln » c/o pop festival (DE)
10.-11.05. » Hallein » 10 VOLT Festival (AT)
18.07-20.07. » Sittersdorf » Acoustic Lakeside (AT)
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