Gleich sieben Parteien machen sich ernsthaft und nachdrücklich Gedanken und Hoffnungen rund um den Einzug ins Parlament. Es werden wohl – anders als ich das ursprünglich vermutet habe – eh nur vier schaffen, und angesichts der anderen drei ist das auch gut so. Vielleicht irre ich aber auch – und je nachdem, wie sich dieser Kampf der Kleinen entwickelt, wird das auch Auswirkungen auf die Großen haben, ich hab das hier schon einmal beschrieben.

Die Entscheidungsfindung war diesmal gewiss nicht einfach. Bestimmte Kräfte nehmen sich da für mich sowieso von selbst aus dem Spiel, da kann unser Firmenlogo noch so blau sein. Wähle ich dann nach dem Ausschlußprinzip könnte genausogut jede Partei in irgendeiner Agenda weggestrichen werden.

Die Sachthemen sind zum Teil dermaßen komplex und treffen jeden „anders“, da ist überall etwas dabei, was einem gefällt und was einem sauer aufstößt. Findet man dann – vielleicht zu seiner eigenen Überraschung – die meisten Übereinstimmungen dort, wo man es selbst nicht erwartet hätte, ist man verwirrt.

Ich habe www.wahlkabine.at durchgespielt um mir das noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen und bin in meinem Ergebnis bestätigt worden. Entschieden habe ich mich dann aber doch anders.

Warum? Nun: Glaubwürdigkeit, Seriösität oder Sympathie müssen sich nicht zwingend mit den sachlich vermittelten Themen decken. Dabei sind sie gerade dafür mitentscheidend. Wie sehr eine Partei auch versucht, bestimmte (Sach-)Themen im Wahlkampf in den Vordergrund zu stellen: Kann sie die auch wirklich durchbringen? Kann sie sie umsetzen? Oder scheitert sie an ihrem eigenen System, ihrer Vergangenheit, ihrer Sturheit, ihrer „Basis“ oder was auch immer?

Das ist genauso wieder auf alle Parteien anwendbar – und macht die Sache daher nicht leichter. Die Kernfrage ist also wortwörtlich tatsächlich diese: Wem schenke ich das Vertrauen? Und damit ist man erschreckend nahe an den Wahlmotiven all jener, die man mitunter heftig kritisiert: Die Eltern, die Verwandten… und letztendlich kommt man drauf: die überwiegende Mehrheit.

Die wählt aus Tradition oder Sympathie, weil ein Spitzenkandidat seriöser wirkt oder man einfach nicht aus seiner „Haut“ kann. Sie kümmern sich wenig um Tagespolitik, sie interessieren sich nicht für komplexe Themenzusammenhänge. Sie erleben Politik eher nebenbei beim Durchblättern der Zeitung und wettern mit, wenn es wieder einmal einen Skandal da oder dort gibt. Kurzum: Sie entscheiden mit dem Bauch, weil ihr Kopf mit der Entscheidung überfordert wäre. Und das meine ich gar nicht böse. Mir geht es ja ähnlich, nur komme ich von der schräg gegenüberliegenden Seite auf diese Bergspitze. Here we are now.

Angesichts rundum steigender Politikverdrossenheit und dieser „Wahl der Qual“ bin ich nicht zuletzt auch auf die Wahlbeteiligung gespannt – ich schätze knapp unter 80%, was für eine europäische Demokratie immer noch Vorzeigecharakter hätte. Trotzdem: Einer von fünf geht gar nicht wählen. Und ich frage mich trotzdem auch immer noch: Wie wurscht ist dem fünften eigentlich die Welt?

Zeit, mal wieder einen Satz loszuwerden, den ich hier schon gepostet habe: Die Demokratie ist nicht das perfekte System, es hat nur noch niemand was besseres vorgeschlagen.

Und die Prognose zum Schluß ist wenig gewagt: Die Schüssel wird sich einen Partner aus dreien aussuchen können – und das ist ein Gedanke, der einem angesichts der Geschichte Angst und Bang machen kann. Morgen mehr.

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