Das ist wie immer natürlich nur die halbe Wahrheit. Die ganze schaut so aus: Auflegen ist nur unter gewissen Idealzuständen aufregend. Wenn der Club nicht unbedingt groß, aber zum Brechen voll ist, und zwar mit tanzenden, gutaussehenden und gescheiten Menschen, die sich dem DJ-Pult nur annähern weil sie entweder a) ihre Begeisterung über meine Auflege-Fähigkeiten euphorisch kundtun wollen oder b) in maßlosem Nerdtum fragen, ob es sich bei der eben gespielten Version von „Love buzz“ um das Original von Shocking Blue aus den Sechzigern oder um den Remix aus 2004 handelt, den ich nicht einmal kenne.
Das ist schön, da hat man das Gefühl, es ist auch irgendwie von Bedeutung, einen ganzen Abend lang Cds ein- und auszuwerfen.

Der (zumeist realistischere) Gegenentwurf sieht dann so aus, dass ein paar unmodische Hanseln mehr oder weniger unmotiviert auf der Tanzfläche herumhupfen, sowieso nur die neuesten Alternative-Mainstream-Hadern akzeptieren, diese dann auch erst beim zweiten Refrain erkennen und daraufhin wie wild losgrölen. Wenn sich jemand dem DJ-Pult annähert, will er a) die Ärzte, Green Day oder Red Hot Chili Peppers (das sind die, die sich auf dem Weg zum DocLX-Clubbing verirrt haben) oder b) Kaiser-Maximo-Ferdinand-Party, und zwar „Irgendwas“ von denen, weil unterscheiden kann man es eh nicht wirklich und solange es irgendwo in den oberen Rängen der FM4-Charts ist, ist es ja auch einerlei.

(Kürzlich waren die Kandidaten letzterer Option übrigens ausnahmslos auf H&M-Corporate-Rock-Bitch gestylte Anfangszwanziger-Mädels, denen ich ihre Indie-Attitüde weder anhand von Musikwunsch noch Outfit abkaufen wollte und es drängte sich bei mir folgender ernüchternder Gedanke auf: Mädchen betätigen sich zwar heutzutage mehr in der aktiven Musikrezeption, tun dies aber immer noch aus den falschen Gründen: Um nämlich den Sänger der jeweiligen Local Hero der Woche-Band abzustauben. Hmmm.)

Aber nein, nicht so negativ, denn: „Wir sind Bandaids, keine Groupies!“
Tja, und ich bin DJ und kein Wurlitzer.

Das ist alles natürlich nix Neues und schon tausendmal in diverse Foren und Weblogs geschrieben worden. Ich wollt’s aber einfach auch mal ausformulieren. 😉

Lichtblicke sind meine Wochenendtrips nach London und Berlin, sowie mein anstehender Inselurlaub über Weihnachten, bei dem ich surfen lernen werde. (Ja, wer’s glaubt. Das geht euch aber eh nix an.)

Musiktechnisch, wie schau’ ich da aus?
Hab’ mir letztens in dem schwer supernen Secondhand-Vinyl Laden SCOUT RECORDS in der Capistrangasse ein paar Platten um je 3 Euro gekauft: Den Rocky Horror Picture Show Soundtrack, Best of Leonard Cohen, „Rock’n’Roll“ von John Lennon und „Dreamboat Annie“ von den voll coolen Heart, weil die hatte ich nur auf CD.

Ansonsten werden momentan nur die Temptations gehört und die Kassetten meiner Mitglieder aus der Mixtape Community. Das ist aber geheim.

So, genug für heute, nur noch eine Ergänzung zum ersten Absatz:
Ich glaube an die Wiedergeburt, in welcher Form auch immer. Und ich würd’ auch mit einem Esel an meiner Seite auflegen.

Support your local porn scene!

N.

P.S. Auflegen tu‘ ich, wenns wahr ist, das nächste Mal im Rahmen des Roter Stern Silberstern-Konzerts im Flex, gemeinsam mit dem Herrn Kristian Davidek, am 16.Dezember des ersterbenden Jahres 2005.

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