Nein. In ihrem Kern trägt besonders die Musik noch immer eine ganz besondere, ureigene Macht in sich. Auch wenn das alte Klischee, wonach ein Song die Welt verändern kann, vielleicht ein wenig übertrieben scheint: In unruhigen Zeiten ist sie auch heute noch Trostspender, Orientierungspunkt, Revolutionär und Mutstifter.

Seit der Gründung der POOLINALE (2011) haben wir versucht, die immer stärker verschmelzenden Kunstformen in ihrer entstehenden neuen Vielfalt abzubilden. Gerade im Lichte der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit haben wir uns in diesem Jahr aber zur Zusammenstellung eines letztlich hochpolitischen Programms entschlossen: Musik als elementare gesellschaftliche Kraft. Es könnte 2016 kaum einen wichtigeren und besseren Leitfaden für ein Festival geben und wir hoffen, ihr seht das genauso.

Die beeindruckende Dokumentation THEY WILL HAVE TO KILL US FIRST erzählt von Musik als eindrucksvolle Waffe der einst weit über Afrika hinaus berühmten Musikszene in Mali gegen die radikal-islamistische Bedrohung. (Österreich-Premiere)

In Pakistan ist den Taliban jede Form „westlicher Musik“ ein Dorn im Auge. SONG OF LAHORE (Österreich-Premiere) stellt umso mehr das verbindende Element der Musik in den Vordergrund und baut eine (tragisch aktuelle) Brücke von Lahore nach New York, lässt pakistanische Folklore mit amerikanischem Jazz aufeinander prallen.

DON’T THINK I’VE FORGOTTEN widmet sich in einer Zeitreise (zwischen sanftem Lächeln und tiefem Schock) Kambodschas blühender Rock’n’Roll-Szene der 60er und 70er, die durch das brutale Regime der Roten Khmer ein jähes Ende fand.

Als die Zensur in Sowjetrussland Jazz, Rock’n’Roll und ganze Genres russischer Musik für illegal erklärte, reagierten die Menschen. Mithilfe von selbst gebauten Bootleg Maschinen wurde verbotene Musik auf ausrangierte Röntgenbilder geschnitten und verbreitet. In X-RAY AUDIO kommen zum ersten Mal jene Menschen zu Wort, die durch ihren Einsatz diese außergewöhnliche Geschichte des 20. Jahrhunderts mitgeprägt haben. Die Regisseure Stephen Coates und Paul Heartfield sind dazu für ein Gespräch zu Gast.

Dem tragenden Thema all dieser Filme – „We will not be silenced“ – stellt sich das Kunstprojekt des ehemaligen KLF-Frontmanns Bill Drummond (genau der Typ, der einmal eine Million Pfund verbrannte) von der anderen Seite entgegen: IMAGINE WAKING UP TOMORROW AND ALL MUSIC HAS DISAPPEARED fragt bereits im Titel, wie eine Welt ohne Musik aussehen würde. Drummond begibt sich nicht unkritisch, aber unterhaltsam auf eine Reise, sie von Grund auf wieder zurück zu bringen.

Gleich ein Doppel widmet sich Berlin vor und rund um die Wende. B-MOVIE: LUST & SOUND IN WEST BERLIN reist in die wilden 80er der damals noch geteilten Stadt zurück; WENDEKLANG beleuchtet den Aufstieg der elektronischen Musik rund um den Mauerfall.

Neben den Schwerpunkten erinnern wir uns auch dieses Jahr via Leinwand an große Persönlichkeiten, die traurigerweise nicht mehr unter uns weilen:

Wir ehren einen der einflussreichsten HipHop-Wegbereiter überhaupt, den jüngst verstorbenen Phife Dawg mit der sehenswerten A Tribe Called Quest-Dokumentation BEATS, RHYMES & LIFE. Der zuletzt auch erfolgreich im Kino gelaufene JANIS: LITTLE GIRL BLUE. Als Bonus zeigen wir den jüngst Oscar-prämierten Film AMY (Sonntagmittag, Top Kino) und beschließen das Festival – schon fast traditionell – am Sonntagnachmittag im Gartenbaukino mit einer Sondervorführung von ZIGGY STARDUST AND THE SPIDERS FROM MARS (1973).

Die Poolinale öffnet ihre Pforten am 14. April im Top Kino mit den POOLINALE TALKS. Das verbindende Branchenevent für Film- und Musikinteressierte thematisiert auch heuer wieder ein gemeinsames Problemfeld – dieses Mal die Digitalisierung mit all ihren Chancen und Möglichkeiten im Zusammenhang mit Streamingdiensten und Online-Plattformen.

Im Anschluss zeigen wir abends die Dokumentation DAFT PUNK UNCHAINED. Der gesamte Eröffnungstag findet bei freiem Eintritt statt (Zählkarten sind zu lösen).

Ein weiteres Special beschließt den Samstagabend, wenn BILDERBUCH ihre „Schick Schock-Tour“ auf die große Leinwand schicken. Das denkwürdige Konzert in der Open Air Arena vom Juni letzten Jahres ist erstmals im Kino zu sehen.

 

Festivalpässe: 

Einzelfilmtickets: https://ntry.at/tag/poolinale 

Poolinale Talks: 

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