Der Gasometer ist ja schon als Konzertlokalität ein bissl ein Problem. „Gut gemeint“ ist mir schon bei der Eröffnung vor ein paar Jährchen dazu eingefallen. Unlängst bei Bloc Party ebenda fühlte ich mich wieder bestätigt. Die (gute) Band hat da doch etwas gelitten. Sound furchtbar, Ambiente kalt. Eine Konzerthalle, eben, und kein intimer Club. Gestern, beim Amadeus, wars an sich ein bissl ähnlich.

Die Macher hatten sich viel überlegt und vorgenommen, und tatsächlich eine „Show“ von herzeigbarem Format (zu sehen heute ab 21:15h im ORF) zustandegebracht. Der Amadeus sei, so Moderator Andi Knoll (man möchts ja kaum glauben, aber ein leiwander Bursch, übrigens, nämlich wirklich), endlich dort angekommen, wo er hingehöre: in einer Konzerthalle.

So spi- und spülten die „Showacts“ jeweils zwei Nummern anstelle von einer herunter, befanden sich in einem „Graben“ zwischen Bühne und VIPs ein paar hundert (um dafür mit 35,- abgezockte) Kids, die kreischend ihre Liebe zu Christl Stürmer und Co. bestätigen durften.

Dabei enthebt sich natürlich das, was die Kaiser Chiefs oder Naked Lunch (um mal von den „Guten“ zu sprechen), jeder Form von Konzertkritik, aber in das Konzept und Format „Show“ hat das ganz gut gepasst.

Das damit die interessanten Acts aufgezählt sind – eh klar. Das sich die internationalen Stargäste sonst auf die auf jeder Frühstücksparty trällernden Melanie C oder die Castingpüppchen Monrose beschränkt: ja, eh. Wir sind in Österreich, das ist ein Land, dass den Red Hot Chili Peppers oder Gnarls Barkley (die beiden Acts gewannen den Preis für bestes Album bzw. beste Single des Jahres) nicht einmal ein „mir is wurscht“ abringen. Das dürften sogar die bei dieser Kategorie bitte enttäuschten Kiddies eingesehen haben, die sich auf diese Acts natürlich auch gefreut hätten.

Es ist halt eine Industrieveranstaltung – ein österreichische noch dazu. Und gehuldigt wird der Industrie. Das ist es ja auch, was das ganze vor allem NACH der Show immer ausgemacht hat: Die magische „Aftershow Party“, bei der die zahlenden Kids auch um noch so viel Geld nicht hinein hätten dürfen. Und ehrlich: Sie würden auch hier dermaßen enttäuscht sein, wie wenige Stars und wie wenig glanzvoll das letztlich vonstatten geht… „real life is stupid“ wie der Generation Freizeitphilosophin Paris Hilton zu sagen pflegt.

Man trifft „Business-Kollegen“ und sorgt dafür, dass das Bier und der Vodka wieder viel zu früh verschenkt ist. Man beschwert sich über zu frühe Sperrstunde und lässt ein wenig die Sau raus. Man sieht Leute zu Eberhard Forchers DJerei tanzen, denen man nicht einmal das Beherrschen eines einzigen Schrittes auf einer Tanzfläche zugetraut hätte. Man drängt sich vor dem Buffet, als ob es um UEFA-Cup-Plätze für den Lieblingsverein ginge – oder noch mehr. Man trifft neue und alte Bekannte und Leute, die man jedes Jahr nur zum Amadeus sieht. Man jammert über den Zustand der Musikindustrie an sich und tut sich vielleicht auch noch gegenseitig leid.

Dort, wo alle diese Klischees zuhause sind, hat gestern das Problem begonnen. Das ist schade. Der Gasometer ist in Sachen Flair dem ORF-Zentrum haushoch unterlegen. Platzmangel nahe der Panik, die Temperaturen ließen zeitweise den Schluß zu, man befände sich in einer Gruppensauna. Das war für das Um und Auf bei dieser Sause, das „Socializen“ nicht gerade hilfreich. Das tat der Stimmung einigermaßen Abbruch. Aber nun gut: Kollateralschaden. Das Bild nach außen, das war stimmiger als bisher. Und schließlich braucht man ja auch einen Legitimationsgrund für das jährliche Geschäftskomatrinken.

Das täuscht aber sowieso nicht über ein paar grundlegende Probleme dieser Veranstaltung hinweg: So schön kann die Fassade gar nicht geschmückt werden, als das man nicht entdeckt, welch baufälliges Haus sich dahinter befindet.

Dass der Christina Stürmer-Preis völlig überraschend an Christina Stürmer ging, ja eh…. Wer soll ihr einen Vorwurf machen, dass sie mit gelebter Durchschnittlichkeit immer noch voraus ist? Die gnädige Frau ist mittlerweile übirgens endgültig deutscher als der deutscheste Piefke, was ihr Sprech betrifft – mir graut, und ich bin nicht allein.

Mondscheiner, seit 2002 aktiv, sind „Newcomer des Jahres“. Ö3 hat sie „entdeckt“ und vereinnahmt (wem immer das Ding rund um „Die neuen Österreicher“ eingefallen ist… ) – für Mondscheiner gilt: Mitgehangen, mitgefangen. „Eh nett“, und wenigstens wirklich Musiker mit Hintergrund, eigenen Ideen und einer Vorstellung von der Welt, wie sie wirklich ist.

Die plastische Substanzlosigkeit von Luttenberger*Klug („Single desJahres“) kann auch der von den hiesigen Major-Labels offensichtlich alsMessias verehrte Produzent Alexander Kahr nicht verbergen. Kahr hatte,ich nenne es jetzt mal blöd so: Zufallstreffer mit Christina Stürmerund wird seither mit ALLEN Aufträgen mit Schlagrichtung Mainstream/Popzugeschüttet, als ob er der einzige Mensch in Österreich wäre, dereinen Regler bedienen kann.

Pop, das ist oder wäre ein großartiges Format, eine unglaublichleiwande Spielwiese. Da muß man gar nicht so streng sein wie HerwigZamernik, der (verständlicherweise) meinte, er wüsste jetzt, warum erseit jeher ein „Indie-Fuzzi“ ist. Man sehe sich an, was die wirklichfähigen Kollegen in den englischsprachigen Ländern aus Talent machenkönnen. Was gibt es einzuwenden gegen Popmusik, wenn sie originell undgut gemacht ist?

In Österreich begnügt man sich damit, die medialen Seilschaften und dasbisschen Budget dazu zu nutzen, um maximal mittelmäßige Plastikprodukteals hochwertiges Edelmetall-Geschirr zu vermarkten. Aber gut: Die Massespielt ja gerne mit.

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