Trumpf? Vielleicht beschreibt der Titel des neuen Garish-Albums ein bisschen den Sieg über sich selbst. Die Band hatte sich 2010, nach mehr als einer Dekade des Bestehens, neu erfunden.  „Wenn dir das meine Liebe nicht beweist“ war ein überraschendes, vielseitiges, rohes Meisterwerk – von Kritik und Publikum äußerst wohlwollend aufgenommen. Die unbestrittenen Live-Qualitäten hat die Band wie gewohnt auf einer ausgedehnten Tour ausgelebt – gekrönt von einem denkwürdigen Abend im Burgtheater mit Element Of Crime.

Trotzdem hat es fast vier Jahre gedauert, bis ein neues, zehnteiliges Werk in den Kasten kommt. Der Schaffensprozess stand währenddessen mehrfach kurz vor dem Kollaps. „Trumpf“ beschreibt so gesehen auch den erhebenden Moment, in dem klar wurde, dass es zu fünft doch noch „etwas zu holen“ gibt. Und das nicht gerade im Sinne einer großen Karriereaussicht dank  romantisch-rosaroter Bandchemie, in der Glückseligkeit ob des gemeinsamen Musizierens herrscht. Im Gegenteil: „Harmonie ist definitiv kein Antrieb für uns“, tönt die Gruppe. Vielmehr vermag es der Fünfer, die alte, physikalische Gleichung, wonach Reibung Energie erzeugt, für sich zu nutzen: „Jede Gruppe braucht ihr Arschloch – und das als Wanderpokal.“  So funktioniert eine Band also.

Das Resultat sind 40 Minuten dicht gepackter Energie. Das Album hatte im bestmöglichen Sinne eine Kanalisationsfunktion. Die Band als Ganzes ist größer. Sie ist erhaben über jedwede Widrigkeiten, die die Niederungen des Alltags einer Musikkapelle in Österreich zu bieten hat.

„Trumpf“ ist ein in jeder Hinsicht an die Spitze getriebenes Garish-Album: Gefinkelt und metaphernreich wie eh und je, dezent wütend an der Oberfläche, ironisch bis zynisch im Unterton. Ein Album, das wie immer viel Platz zum Entdecken und Interpretieren lässt; seien es T-Shirt-fähige Zitate oder verschlüsselte Bösartigkeiten. Ein Garish-Album, eben. Das dichteste und intensivste, dass die Band je gezaubert hat.

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