(c) Markus Sandner

Unsere Team-Vorstellungsserie geht heute mit Jürgen Distler weiter. Seit rund vier Jahren ist er bei Ink Music für den oft wenig bis falsch verstandenen Verlagsbereich zuständig und koordiniert Musikplatzierungen in TV-Serien, Spielfilmen und Werbungen. Im „Insight“ erzählt er über die Wichtigkeit dieses zentralen Arbeitsbereiches für Musikkarrieren.

Wie sieht ein normaler Tag in deinem Arbeitsleben aus, wo liegt dein Arbeitsbereich bei Ink Music?

Ich betreue unsere Künstler*innen im Publishing (Verlag) und Sync, bin dazu für das A&R verantwortlich und übernehme Management-Aufgaben, zum Beispiel für Lou Asril.

 Das Verlagswesen hat keinen besonders guten Stand in Österreich. Woran liegt das?

Ist das so? Nun – das Verlagswesen ist tatsächlich ein sehr heikles Thema, weil es hier um Urheberrechte geht, die von Kreativen in die Hände eines Verlages gelegt werden, damit dieser mit den Songs/Werken arbeiten kann. Das bedeutet aber auch, dass sich Künstler*innen gut überlegen sollten, mit wem sie eine Bindung eingehen. Falsche Entscheidungen können hier viel blockieren, Potential liegen lassen; richtige können Türen öffnen. Ich persönlich habe, denke ich, eigentlich eine sehr gute Beziehung zu meinen Autor*innen, Komponist*innen und Produzent*innen. Es geht darum, kreativ sein zu können und neue Möglichkeiten zu schaffen.

Viele Künstler*innen träumen davon, ihre Musik in einer Netflix-Serie zu hören. Dabei ist Sync ein enorm komplexes und aufwendiges Umfeld. Wie schafft man es trotzdem – und lohnt sich das überhaupt?

Sync ist in den letzten Jahren aufgrund der Entwicklung der Branche für Musiker*innen zu einer wichtige Einnahmequelle geworden. Daher würde ich im Großen und Ganzen sagen: Ja, es lohnt sich.

Dazu muss man einschränkend sagen: Natürlich nur, wenn Musiker keine Berührungsängste mit zB Werbung haben. Umgekehrt ist es etwa für das Spielfeld Werbung auch abhängig davon, wie syncable die Musik ist – wie gut „passt“ die Musik in Werbe- oder Filmprojekte? Es gibt hier zwar keine Blaupause, aber ein paar kleine Faktoren, die einem Song die Chance auf einen Sync-Deal erhöhen, gibt’s.

In Film und TV sind die Budgets üblicherweise kleiner, dafür ist hier theoretisch durch die Vielfalt alles, jeder Sound möglich. Plus: Es kann fürs Image und über Umwege auch für Aufmerksamkeit, Streamingzahlen und so weiter ganz gut sein, einen Sync in einer in der neuesten Netflix-Produktionen zu haben. Ein gutes Netzwerk ist dafür unentbehrlich – also: Wie schafft man es? In Zusammenarbeit mit dem richtigen Verlag 😉

Vor 10 Jahren waren Netflix und Spotify noch Exoten, die sozialen Medien noch Zwerge im Vergleich zu heute. Wenn wir 10 Jahre voraus denken: Wie wird sich die Musikwirtschaft verändert und entwickelt haben?

Es wird immer mehr online passieren. Der aktuelle Vinyl-Hype ist für Nostalgiker wie mich zwar schön zu sehen, aber ist wirtschaftlich gesehen trotzdem nur eine Nische.

Vor kurzem habe ich einen langen, interessanten Bericht über Tik Tok gelesen, wo geschrieben stand „Tik Tok funktioniert nicht ohne Musik, wie lange funktioniert Musik noch ohne Tik Tok?“. Junge Menschen mit zig Millionen Followern, performen karaokemäßig auf Tik Tok fremd geschriebene Songs, die danach viral gehen…ob man das nun gut findet oder nicht, es ist der Puls er Zeit und für Verlage mit Sicherheit eine spannende Zukunft.

Du bist jetzt seit vier Jahren dabei – wie sehr hat sich die Arbeit für dich selbst verändert und wie hat sich dabei dein Bild von der Musikwirtschaft verändert?

Ich bin nun vier Jahre bei Ink Music, ich arbeite aber schon seit 15 Jahren in der Musikwirtschaft. Zuvor als Produzent in einem kleinen Tonstudio. Die Musikwirtschaft hat sich in dieser Zeit in Österreich komplett neu erfunden. Vor 15 Jahren gab es zwar schon eine blühende musikalische Szene, die Bands dieser Zeit wurden aber trotzdem mit Nachmittags-Slots auf Festivals abgespeist. Von Airplay im Radio – abgesehen von FM4 – ganz zu schweigen. Es war zu der Zeit in Österreich illusorisch von Musik leben zu können. Heute ist es wohl immer noch schwierig, aber machbar.

Welche Philosophie verfolgst du in deiner Arbeit mit und für Künstler*innen, was ist dir persönlich in der Zusammenarbeit wichtig?

„Artist first“ ist das Credo der Firma…und so sehe ich das auch. Den Künstlern mit Expertise und Rat zur Seite zu stehen, und sie in ihrem kreativem Schaffen so zu stärken, dass man im Weiteren mit den entstehenden Werken gut arbeiten kann. Mir persönlich ist es auch sehr wichtig, dass die Arbeit von einem guten zwischenmenschlichen Miteinander getragen wird, denn ohne Vertrauen läuft es in unserem Business nicht rund.

_in dieser Serie
Insight: Jessica Ölz
Insight: Hannes Tschürtz

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