Marco Kleebauer wurden schon viele Bezeichnungen zugeschrieben – Soundtüftler, Wunderwuzzi, Produzent, Multi-Instrumentalist. Sie sind alle richtig und doch nicht ausreichend, um die Breite des Schaffens dieses zentralen Spielers des österreichischen Popwunders der letzten Jahre auch nur annähernd zu beschreiben.
Spieler, hingegen, das trifft es schon ganz gut. Marco Kleebauer teilt mit geradezu kindlicher Freude auf Instagram (@justsmileand.wav) im Erklärmodus die komplexesten Setups im Studio, mit denen er seine längst unverkennbar gewordenen Sounds zaubert. Er präsentiert Experimente, bei denen er mit den Tonarmen des Plattenspielers jongliert, als wären sie Kinderspielzeug. Zuletzt stellte er eine ganze, spektakuläre Drumbreak Library all jenen kostenfrei zur Verfügung, die eine beliebig hohe Spende an die Organisation Musiker ohne Grenzen nachweisen konnten.
Diese Verspieltheit ist der Antrieb beim Entdecken neuer Sounds. Die Wiederholung ist des Musikers größtes Feindbild. Nicht zuletzt deshalb bricht er auch ab und an aus der engen Studioumgebung aus – und greift statt in die Saiten und Tasten zu Stift und Pinsel.
Wie direkt per Netzwerkkabel aus dem Tiefenspeicher seines Gehirns exportierte Traum- und Alptraumsequenzen wirken manche seine so entstandenen Bilder, die er in einem Sketchbook festgehalten und in Auszügen bereits via instagram (@frankoo_666) veröffentlicht hat.
Dieses Buch hat Kleebauer nun 1:1 vervielfältigen lassen und präsentiert „Twentyfour Sad Faces“ als gedrucktes Sketchbook und im Rahmen einer Ausstellung in der HFA Galerie in der Burggasse in Wien 7. (25./26.6.2021). Zu sehen sein werden ausgewählte Prints und das Original-Buch. Und es wäre nicht Marco Kleebauer, gäbe es nicht einen Twist: Begleitend zum Buch hat er Soundflächen entworfen, die auf einer beigelegten, streng limitierten 7“ Vinyl-Schallplatte zu hören sind. „Interdisziplinär“ meint in diesem Fall eng verwoben: Die Musik gehört zum Buch mit Zeichnungen und Malereien – und umgekehrt.
Spätestens mit diesem Projekt wird Marco Kleebauer zum multimedialen Hubble-Teleskop, der, um Sinn zu finden, die Grenzen seines Universums täglich aufs Neue ausloten muss und stets Ecken darin entdeckt, deren Existenz einen Tag davor noch völlig unvorstellbar schien.