1.
Gnarls Barkley sind wirklich Grenzgänger. Ich glaube aber nicht, dass der Graben zwischen Indie und Kommerz zugeschüttet wird, sondern, dass der Indie ganz einfach die Fronten wechselt. Natürlich will ich keinen Krieg zwischen lässiger Underground-Indie-Mucke und dem total blöden Kommerz-Gesocks heraufbeschwören aber für mich ist vieles, was ich in diesem Jahr interessant bzw. gut fand, nur noch schwer als Indie zu bezeichnen. Wie genau Indie hierzu definiert werden kann, weiß ich nicht. Ich wills vielleicht mit ein paar Bands eingrenzen: Red Hot Chili Peppers, Franz Ferdinand, Yeah Yeah Yeahs, Flaming Lips. Diese vier Bands sind ein gutes Beispiel, denn 1. sind sie gut (die beiden letzten sogar sehr gut) aber 2. waren deren Veröffentlichungen im Jahr 2006 nicht so gut wie erwartet bzw. wie man es gewohnt war.
Andere Namen hatte ich da dieses Jahr öfters auf meinem Bildschirm stehen: Beirut, Two Gallants, Sunset Rubdown, Tilly and the Wall, Micah P. Hinson usw.
Diese Bands kann man natürlich dem Dunstkreis des Indie zuordnen aber mit den „Klassikern“, die da oben aufgelistet sind, hat das nicht mehr wirklich viel zu tun.
Im Grunde ist das auch völlig egal, nur, wenn eine Band, nach einem Durchbruch in der breiten Öffentlichkeit, beobachtet wird, dann verändert sie sich und leider oft zum schlechteren. Mir kommt es also so vor, dass, sobald man im Grenzgebiet bzw. auf der anderen Seite der Front ist, verändert man sich, ob man will oder nicht…

2.
Aber natürlich gibt es auch die Fraktion, die astreinen Indie produziert und nicht mal in die Nähe des Grabens kommen. In diesem Jahr besonders hervorgestochen für mich ua. Snowglobe und The Mountain Goats. Klassisches Handwerk, das man sich immer wieder gern anhört und auch locker auf der „kommerzigen“ Seite des Grabens existieren könnte. Nur, sie tun es nicht. Warum auch immer.

3.
Kollege Vicious hat den NME ja schon als englische Musik-Bild-Zeitung enttarnt, denn für mich war heuer eindeutig das Jahr der Männer. Allen voran Spencer Krug. Die Meisten werden ihn als eine singende Hälfte von Wolf Parade kennen. Heuer lies er aber mit zwei anderen Bands aufhorchen. Das wunderbare Album „Shut up i´m dreaming“ von Sunset Rubdown wandert ja schon monatelang vom Autoradio in die Stereoanlage und wieder zurück aber kurz vor Ende des Jahres hat er noch mit der Band Swan Lake und dem Album „Beast Moans“ ein weiteres Highlight abgeliefert.
Die anderen drei großen Entdeckungen (neben Snowglobe, die oben ja schon erwähnt wurden) waren Zach Condon mit seiner Band Beirut, der es geschafft hat die Folklore aus Ost-Europa mit modernem Pop zu kombinieren; der beste Songwriter, der mir seit langem untergekommen ist: Micah P. Hinson und natürlich das Wahnsinnsduo Two Gallants. Gittare, Schlagzeug, Mundharmonika und eine Stimme. Mehr braucht es anscheinend nicht, um intensive und gute Musik zu machen. (Tom Waits schreib ich hier jetzt einfach auch mal her…Orphans: Wahnsinn)

4.
„Deutsch-Pop“. Warum nur hat Kollege Vicious Klez.e vergessen? J Diese Band hat für mich mit „Flimmern“ das beste deutsche Album des Jahres herausgebracht. Um natürlich die Veröffentlichungen von den Sternen, Olli Schulz und der Hund Marie und das großartige „Die Tiere sind unruhig“ von Kante nicht zu vergessen.

5.
Obwohl ich heuer bei einem dieser Megafestivals das wahrscheinlich beste Konzert meines Lebens gesehen habe (Belle & Sebastian) ist es tatsächlich beunruhigend zu sehen, wie sich das Ganze entwickelt. Man kann es vielleicht so zusammenfassen: Warum waren soviele Leute bei Franz Ferdinand auf der Main Stage, wenn Belle & Sebastian ihr aller erstes Österreich-Konzert auf der 2nd Stage geben?

Natürlich habe ich jetzt die Hälfte vergessen und bin in fünf Minuten anderer Meinung aber was soll ich sagen…Geschenkt!

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