© Daria Savytska

»Lass uns doch zusammen ganz konsequent diese Welt missverstehen.« (aus »kleine frauen in beerenfeldern«)

Bitte einsteigen! Seit 2021 veröffentlicht RAHEL Musik für die Merkwürdigen, sprachlich raffinierte, schrullig-schillernde Deutschlyrik, mit einer Stimme, die süchtig macht. Die Wiener Künstlerin hat sich in Höchstgeschwindigkeit vom „Geheimtipp“ zur Fixstarterin entwickelt, wenn es um deutschsprachigen Indie aus Österreich geht – das zeigen Top-Chartplatzierungen, Reviews von u.a. Musikexpress oder Tagesspiegel, zahlreiche Support Shows für u.a. Die Sterne, Juli oder My Ugly Clementine sowie Auftritte am Wiener Donauinselfest, Reeperbahn- und Dockville Festival.

Und der nächste Halt? »miniano«! RAHELS Debütalbum teilt sich den Titel mit einem ihrer Lieder, das ebenfalls darauf zu finden ist und von der Ankunft an jenem Sehnsuchtsort erzählt, zu dem sie uns mitnehmen will: »miniano« ist ein Himmel, an dem feministische Manifeste und queere Utopien neben grenzenloser Fantasie, einer Faszination für das Unbekannte und Hunger auf Abenteuer existieren. ​Was in miniano passiert, bleibt in miniano.

Dort treffen Punk auf Eleganz, tanzbarer Alternative-Pop auf Wienerlied, 2000er-Rock-Reminiszenzen auf NNDW ohne Klischee (und mit deutlich weniger düsterem »Auweh«). In RAHELS Kosmos leben New-Wave-Gitarren friedlich neben 80ies-Synths, Dreampop-Hymnen neben rebellischen Rocksongs, für Zerstreuung zwischendurch sorgen folkig-hippieske Überraschungsmomente in Form von Orgel (»miniano«) oder Melodica (»nussberg«). Mit Produzent und Multiinstrumentalist Raphael Krenn, der sich kompositorisch und darbieterisch verantwortlich für die Musik zeichnet sowie auch sämtliche Lieder produziert und gemixed hat, hat sich mit Rahel ein besonderes Songwriting-Duo zusammengefunden, das kaum zu toppen ist: geniale, verzerrte Gitarrenmelodien, catchy Refrains, cleveres Arrangement, rhythmische, tanzbare Bass-Lines ergeben verbunden mit RAHELS charakteristischer, an Judith Holofernes oder die Humpe-Schwestern erinnernde Stimmfarbe und -performance, einen fast unvergleichbaren Sound.

Dazu tragen ohne Frage aber auch RAHELS verspielte, schrullig-poetische, bildhaft-träumerische Liedtexte bei: Wie der buntgemischte Sound malen diese kleine schräge Welten nach, die zum Teil an jene aus Kinderbüchern zu erinnern vermögen. Ihre fantasievolle sprachliche Veranschaulichung unseres Dies- und Jenseits erlaubt den Hörenden einen puren, unverdorbenen Blick auf unsere graue Welt einzunehmen: kleine Rehe schlafen auf Zugdächern (»schaffner«), Raben tragen nicht nur kleine Halsbänder, sondern manchmal sehr schöne Namen und Zwerghamster werden zu Hoffnungsträger:innen (»wo gehst du hin später«). RAHEL zeichnet mit ihren Texten und leicht flüsternder, tröstlicher Gute-Nacht-Geschichten-Erzählstimme mal nostalgische, sehnsuchtsgeladene Bilder, mal geben laute Lieder die Vorlage zum (Mit)brüllen in den luftleeren Raum, bei Ausgebranntsein, Wut, Rat- und Rastlosigkeit. Die Kulissen sind riesig, die Stimmung ist arg, der Traum ist real – all das könnte sofort zum Film gemacht werden. »miniano« ist eine Sammlung von Beruhigungs-, Selbstermächtigungs- und Katharsisliedern für Erwachsene, die verschiedenste Zustände des Seins annehmbarer machen sollen: Zustände der Lust, des Alterns, des Singens, des Schiff-Fahrens – damit die Welt ein bisschen weniger weh tut. Bei RAHEL sollen (fast) alle zusammenkommen können. Mit ihren Liedern und auf ihren Konzerten lädt sie ihr Publikum dazu ein, radikal sich selbst zu sein. »Gemeinsamkeits- oder »Außenseiter:innenpop« wurde das bereits sehr treffend genannt (radio FM4, Lisa Schneider).

Bei all dem überbordenden Eskapismus verweigert sich RAHEL aber keineswegs völlig unserer Realität: ihre Lieder sind nicht weltverneinend, sie haben Substanz und fußen stets in unserer spätkapitalistischen, patriarchalen, fragwürdigen Gegenwart. Von wo sollte die Reise nach »miniano« denn sonst losgehen, wenn frau nicht das Gegenbild jenes Ortes bekannt ist? Was RAHEL dabei besonders, wenn nicht beispiellos macht, ist ihre elegante Art, auf Missstände aufmerksam zu machen, ohne dabei tadelnd den Zeigefinger zu erheben.

„Es sind einfache Sätze, die wie von Zauberhand ganze Gefühlswelten auslösen und darauf verzichten, mit der Brechstange eine neue Welt zu proklamieren […] Doch vermittelt sie dabei immer mehr den Eindruck der interessanten Verbündeten, als die der radikalen Krawallmacherin.“ (mica)

RAHEL reiht sich somit in eine Riege poetischer Antagonistinnen ein, die es verstehen, Appelle, die sonst oft eher wie plumpe Kampfansagen an das Mannsein daherkommen (wobei: auch das ist manchmal notwendig!), so versöhnlich und humorvoll in die Welt zu schicken, dass sie (hoffentlich) nur annehmbar sein können. RAHEL oder die Protagonist:innen ihrer Lieder nehmen schließlich selbst oft emanzipatorisch und selbstsicher diese verteufelten Eigenschaften des stereotypischen Machos an (»bitte nicht in blicken«, »nicht mal nihilist«, »wasserfall – 10 mal am tag«). Ähnlich feinfühlig, hingebungsvoll und freudig-entdeckerisch, wie RAHEL ihre Sätze baut, Wörter findet und einsetzt, beobachtet sie das Geschehen und Emotionen in und um sich herum und führt diese in ihre magisch-schräge Welt: neben Eskapismus (»miniano«, »kleine frauen in beerenfeldern«, »schaffner«), Gleichberechtigung, Zwischenmenschlichkeit, Konflikt und Intimität (»zum tag des barsches«, »grütze – bist du gut im atmen«, »wo gehst du hin später«, »wasserfall – 10 mal am tag«) seziert die Künstlerin in Liedern wie »nussberg« und »das kleine kasterl« die Sphären zwischen Leben und Tod, Vergänglichkeit und Existenz:

»Irgendwann können wir uns nachhaltig bestatten lassen
Pilze auf uns wachsen lassen, Pilze auf uns wachsen lassen
Sterben, das weiß doch jeder, ist das Ausziehen eines sehr engen Schuhs«
(aus »das kleine kasterl«)

RAHEL ist jedenfalls gekommen, um zu bleiben. Denn eins ist sicher: wenn sie mit ihrem »Dreampunk« und verspieltem Ernst auf den Lippen zum Tanz einlädt, legen sich Zukunftssorgen und Weltschmerz kurz schlafen. Und was ist, wenn es ihn wirklich gibt, diesen einen urschönen, komischen Ort, an dem alles möglich ist? – fragt sich und uns RAHEL, fragen wir uns und RAHEL. Und sie singt uns zu:

»Siehst du jetzt wie gut es ist?
Dass du doch noch geblieben bist.«

Am Ende wird alles so etwas ähnliches wie gut gewesen sein. Steigen Sie ein.

RAHEL veröffentlicht ihr Debütalbum »miniano« am 08.03.2024. Es erscheint auf Vinyl und allen digitalen Plattformen.

 

 

RAHEL live – „Auf die weiche Tour“-Tour:

10.04.24 » Postgarage » Graz (AT)
11.04.24 » Posthof » Linz (AT)
13.04.24 » Arge » Salzburg (AT)
14.04.24 » fluc » Wien (AT)
20.04.24 » Musik-Kulturclub Lembach » Lembach (AT)
24.04.24 » Milla » München (DE)
25.04.24 » Tsunami » Köln (DE)
26.04.24 » Häkken » Hamburg (DE)
27.04.24 » Badehaus » Berlin (DE)
04.05.24 » Die Bäckerei » Innsbruck (AT)

Tickets AT: loveyourartist.com/de/profiles/rahel-IY3HOV/events
Tickets DE: shop.innsite-booking.de/events/1620-rahel

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