Im letzten Jahr hab ich den Monat Dezember in der Sonne verbracht, weit weg von zuhause. Weit weg von Maroni und Einkaufswahnsinn, verstopfter Mariahilfer Straße und Zimtgebäck. Weit weg von „Der Handel freut sich über 2% Geschäftszuwachs“ und von „Was schenk ich bloß der/dem ….?“. Weit weg von „Last Christmas“ und „Little Drummer Boy“, weit weg von Klinglöckchen Klingelingeling und dem Coca-Cola-Weihnachtswagen. Weit weg von Kunstschnee und stromvergeudenden Lichterketten auf jedem Haus in der Pampa. Weit weg von der Christkind vs. Weihnachtsmann-Diskussion und dem obligaten „Wir schauen was wir unserem Magen alles zumuten können“-Gemetzel rund um die Feiertage. Weit weg von Weihnachten.

Erst heuer merke ich so richtig, wie wenig mir das alles abgegangen ist. Ist eigentlich jemandem aufgefallen, was in obiger Aufzählung fehlt? Nunja, Weihnachten ist immerhin ein christliches Fest. Gut, die moslemischen Mitbürger hierzulande freuen sich genauso über ein paar „gesetzliche Feiertage“. Gut, die definitiv nicht römisch-katholischen Japaner feiern trotzdem wie die Wahnsinnigen. Aber im Prinzip haben sie ja Recht. Weihnachten ist längst zu einer Institution der Wirtschaftskammer geworden und nicht ein Fest der Christen. Was feiern wir denn auch sonst als: Jesus, der Messias, Retter der Konsumgesellschaft, ist da. Zu seinem Geburtstag schenken wir einander Umsatzzuwächse und Steuerrekorde; verpfeffern alles, was wir im Rest des Jahres so an Geldern aufgestaut haben, noch rasch. Neulich hab ich gelesen: 350 Euro gibt der Österreicher im Schnitt (!) für Weihnachtsgeschenke aus. Im Monat Dezember wird durschnittlich 4,5x soviel Geld ausgegeben wie in jedem anderen Monat.

Wobei es der Wirtschaft sogar zu blöd ist, sein Konterfei oder seinen Namen zu benutzen, wie praktisch ist doch der Weihnachtsmann anstelle des Christkinds zu gebrauchen. Da fehlt auf den ersten Blick jegliche christliche Assoziation – und seine rote Farbe hat er von Coca Cola gesponsert bekommen (früher war er nämlich grün).

Zeit der Besinnung? Zeit der Ruhe? Das ich nicht lache. Die Werbung schreit lauter als in den anderen elf Monaten zusammen, die Postkästen biegen sich vor lauter Zuschriften, die Spam-Quote kraxelt nach oben. Jeder braucht einen grünen Baum im Haus, will aber trotzdem weiße Weihnachten und weiß eigentlich gar nicht wozu.

Ö3 spielt wieder Wham und sichert George Michaels Pension, Boney M. feiern ihr siebenundvierzigstes Comeback, Greatest-Hits-Alben schießen aus den Boden wie Schwammerl und zwei von drei „Stars“ fühlen sich bemüssigt ihre Weihnachtsalben aufzunehmen. Die verordnete Feierlichkeit – juchee!

Weihnachten ist zynisch. Weihnachten ist eine der verlogensten Veranstaltungen, die der Mensch zustande gebracht hat. Es ist die verordnete Freude – doch dahinter steckt die ganz gewaltig grinsende Fratze des Bösen. Niemand kümmert sich wirklich um all diesen Quatsch, den er deshalb glaubt, weil es ihm die Welt vorgaukelt.

Weihnachten? Ein Fest der Umsatzrenditen und Bankomatkassen, ein Fest der Überstunden und des Geschäftemachens; ein Fest des Einkaufens all jener unnötigen Dinge, die niemand sonst im Lauf des Jahres sich zu kaufen getraut. Ein Fest des Konsums und der Völlerei, ein Fest als das genaue Gegenteil dessen, was es immer sein wollte: Stille Nacht? Ja, sicher. Dieses Weihnachten kann mich bitte schön am Arsch lecken.

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