Das Messegelände in Berlin zu erreichen ist Routine, genauso ist die Ausstellung selbst: Fast alles und jeder ist auf dem Platz, auf dem er auch schon die letzten Jahre anzutreffen war. Entsprechend sieht man bekannte Leute und Gesichter und Stände.

Dennoch: Die ersten im Voraus ausgemachten Termine sind vielversprechend, bringen konstruktive Gespräche und Ergebnisse, viele Vorhaben und Pläne und schaffen Mut.

Der Terminkalender ist dicht gedrängt, es bleibt kaum Zeit, wirklich was von der „Messe“ mitzubekommen – was aber auch Nebensache ist. Die Meetings sind das entscheidende – und natürlich das eine oder andere brauchbare „Panel“. Die Diskussion über Kreativwirtschaft lasse ich mir nicht entgehen. Feargal Sharkey (kennt noch wer den 80er-Hadern „A Good Heart“?) ist jetzt Spokesman der englischen Kreativwirtschaft und beschreibt seine Aufgabe sehr treffend: „Die Musikindustrie spricht chinesisch, die Politik englisch. Ich bin der Dolmetscher.“

Das Ziel der Kreativwirtschaft ist ja im Prinzip, eine Art Berufsberechtigung für „geistige Leistung“ und also zB auch Musik schreiben/machen zu schaffen. Und da brauchts – egal wie spießig man das findet – politische Unterstützung. Aber dazu ein andern mal mehr. Es war jedenfalls interessant – bei den Popkomm-Panels auch eine positive Ausnahme.

Der Abend begann dann bei der VISIONS All Areas Party im Kesselhaus in der Kulturbrauerei, eine Riesenlocation, die an die Arena erinnert. Gem, der holländische Opener, wirkt etwas verloren, was den Sound betrifft. Und der ist im Übrigen ganz eng an Mando Diao und deren Gefolge angelehnt, was die Präsenz von Sugarplum Fairy im weiteren Line-Up des Abends witzig konterkariert. Die Band ist gut und tight, aber leidet für mich persönlich dann doch ein wenig zu sehr an diesem ersten Eindruck.

Rasch weiter in den Magnet Club. Der 250er-Club in der Greifswalder Straße ist altbekannt und legendär, wir treffen eine alte Bekannte, die Bands wie Death Cab For Cutie oder The Arcade Fire erstmals nach Deutschland und Europa gelotst hat. Wir hören Neuigkeiten und sehen mit Alarma Man eine schräge Noise-Kombo, um danach bei Sometree kein Wort mehr rauszubringen. Druckvoll, faszinierend, FETT!!!! Unglaubliche Live-Band.

Danach ein Taxler, der seine Stadt nicht kennt, er lässt uns nicht beim Ziel Fritz Club aussteigen, sondern 1km weiter östlich. Wir sind erstmal sauer, weil wir einen Teil des Sets von Spleen United verpassen, auf die wir schon sehr neugierig gewesen waren. Die Dänen sind „der heiße neue Scheiß“ bei den Skandinaviern. Und mit einer sehr imponierenden Licht-Sound-Kollage wissen sie Eindruck zu hinterlassen. Ein paar Anleihen bei den frühen Depeche Mode, aber sehr viel mehr Nachdruck und auch „Modernität“ dazu… hat was! Wir unterhalten uns angeregt mit deren Gefolgschaft und beschließen, dass da durchaus noch mehr draus werden könnte. Mal sehen.

So ganz nebenbei schwirrt auch Morgan Finlay, unser Lieblingskanadier vorbei. Wir stellen einmal mehr fest, wie klein die Welt doch ist, hat doch Morgan einst im Grocery Store in Montreal mit dem Bassisten von Arcade Fire zusammen Fleischpackln geschlichtet. The world´s a small place.

Gute Nacht!

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