
In einer Zeit, in der Aufmerksamkeitsspannen in Wegwisch-Bewegungen gemessen werden und ihre Ursachen von einer gewissen gesellschaftlichen Kurzlebigkeit erzählen, sind die Dinge, die wirklich bleiben, umso bemerkenswerter. Seit zweieinhalb Jahrzehnten sind Garish ein solch stabiler Anker.
Ihre Musik lässt im Slalom zwischen Hoffnung und Eskapismus nie die entscheidende Dosis Ironie und eine Prise Zorn vermissen. Stets clever metaphorisch verpackt, aber doch aus der Seele sprechend; mit einem herzerwärmenden Chor zwischendrin und einem trostspendenden Akkordeon rundrum.
“Am Ende wird alles ein Garten” ist das achte Studioalbum von Garish und unterstreicht, warum und wie sich das Quartett über so lange Zeit treues Publikum erarbeitet und erspielt hat. Texter und Sänger Thomas Jarmer bedient sich der ihm eigenen Gabe, eine Fülle an Lebens- und Beziehungsgeschichten gekonnt mit der gesamtgesellschaftlichen Stimmungslage zu verweben.
So mannigfaltig die Interpretationsmöglichkeiten sind, so übertragbar und treffsicher scheinen die Bestandsaufnahmen, wenn man auf die große weite Welt blickt: “Nonstop Radau, gestern heute morgen, das hält doch keiner aus” (“Die Faust”). Ob dieses Urteil im innersten Kreis ambivalent diskutiert (“Jackpot”), mit vermeintlichem Erkenntnisgewinn summiert (“für Hoffnung fehlt dir jede Fantasie, dein Herz ist nur ein leeres Etui”, aus “Etui”) oder seine Folgen verhandelt werden (“Herz und Hirn sind selten einer Meinung”): Wir gehen “so tief, bis unten endlich wieder oben ist”, wie es in “Waterloo” heißt. Gleich nach einem Reim, der auch Nestroy gut gepasst hätte: “Es gibt – und ich glaub fest daran – ein Leben nach der Geisterbahn. Wir fangen hier von vorne an und starten jetzt das Wunschprogramm.”
Nicht, dass Jarmer uns hier belehrend und offensiv einen Spiegel vorhält. Viel eher erweist er sich als Gastroskop und sucht tief im Bauch nach Gründen für die seltsamen Zustände und möglichen Auswegen daraus. Hatten vergangene Alben auch Temperaturen zwischen wütend und feierlich, so segelt das achte Garish-Werk in seiner musikalischen Tonalität in einem Meer aus Sinnsuche und Trost. Und die gute Nachricht steht ganz oben: Am Ende wird alles ein Garten.
Garish, das ist längst eine musikalische Institution, die sich Trend- und Kommerzialitätsdebatten mit nüchterner Nonchalance entsagt und vielmehr ein eigenes Universum geschaffen hat. Mit eigener Sprache, eigener Farbe, eigener Emotionalität. Seit dem letzten regulären Album „Komm schwarzer Kater“ mögen acht lange Jahre vergangen sein, doch die Zeit ist mit familiären Verpflichtungen, ausufernden Filmmusik- und Nebenprojekten, einer Live-Platte und einer gelungenen, mit Kolleg:innen aufgenommenen Jubiläums-Compilation (“Hände hoch ich kann dich leiden”, 2023) alles andere als still und leise vergangen. Mehr denn je werden Auftritte und wahrhaftige Erscheinungen gefeiert und genossen. So soll es auch 2025 sein: Im März und April geht es wieder auf die Bühnen des Landes. Garish sind nicht zurück. Sie waren nie weg. Und so soll es auch bleiben.
Garish live 2025
20.03. Posthof, Linz
21.03. Orpheum, Graz
22.03. Spielboden, Dornbirn
04.04. Bäckerei, Innsbruck
05.04. ARGEKultur, Salzburg
10.04. WUK, Wien
11.04. Kulturhof, Villach
09.05. Hamburg, tba
23.05. Vöcklabruck, OKH
24.05. St. Johann (Sbg.), kultur:plattform
04.06. Baden, Cinema Paradiso
05.06. St. Pölten, Cinema Paradiso
28.06. Stadtschlaining, Burg Schlaining